P. Walter Gampenrieder LC
Joh 6,24-35
Lesejahr B
Eines der schönsten Zeichen der Liebe ist die Fürsorge. In ihr zeigt sich die wahre, selbstlos aufopfernde Tat, dem Nächsten zu dienen. Wie das Wort selbst uns sagt – die Sorge FÜR unsere Mitmenschen. Genauso ist es auch mit Gott. Gott begleitet sein Volk. Er begleitet Israel durch die Wüste und kümmert sich fürsorglich um sein Volk und beschenkt es mit Gaben für Leib und Seele.
Und was ist der Dank? Ein unzufriedenes Murren! Gott bemüht sich und möchte unser Bestes und was ist die Antwort? Ein undankbares, egoistisches Murren! „Wären wir doch im Land Ägypten durch die Hand des Herrn gestorben, als wir an den Fleischtöpfen saßen und Brot genug zu essen hatten“.
Misstrauensantrag des Volkes Gottes
Das Schlimme an diesem Murren ist das Misstrauen! Das ist ein wahrer Stich in das Herz Gottes.
„Ihr habt uns nur deshalb in diese Wüste geführt, um alle, die hier versammelt sind, an Hunger sterben zu lassen“. Was für ein Misstrauensantrag! Der, der dich geschaffen hat, dich erlöst hat, dir immer zur Seite stand, der lebendige, barmherzige Gott soll nun Freude daran haben, dass sein erwähltes Volk in der Wüste stirbt? Allein ein solches Denken ist sündhaft und zeugt von einem wahren Vertrauensbruch! Interessant aber ist die Antwort Gottes! Gottes misst nicht mit menschlichem Maß. Er denkt nicht menschlich. Gott denkt göttlich und göttlich ist sein Handeln!
In seinem Versprechen verweist Gott auf das Brot, das wahre Brot, das vom Himmel kommt. „Ich will euch Brot vom Himmel regnen lassen“, so lautet der Zuspruch. Nicht in den kühnsten Träumen hätten wir uns vorstellen können, dass Jesus Christus sich selbst im neuen Bund in diesem Brot, das vom Himmel kommt, schenkt. Jesus selbst ist das wahre Brot, dass vom Himmel kommt! In jeder Eucharistiefeier kommt Jesus in die Mitte unseres Herzens, auch wenn die „Türen verschlossen sind“ und speist und erquickt unsere Seele.
Erstaunlich ist die Aussage am Schluss der Lesung aus dem Buch Exodus: „Als die Israeliten das Wunder sahen, sagten sie zueinander: Was ist das? Denn sie wussten nicht, was es war. Da sagte Mose zu ihnen: Das ist das Brot, das der Herr euch zu essen gibt“.
…wenn die Hl. Kommunion zur Routine wird
Ist es heute nicht genau so? Vielen Gläubige empfangen die Hl. Kommunion in einer Haltung der Routine. Es gehört ja zum Ritus, doch innerlich ist der Glaube an die reale Gegenwart Christi so abgestumpft, dass sich in diesem ungläubigen Herz die Frage aufwirft: Was ist das? Was empfange ich da eigentlich? Vor kurzem stieß ich bei meiner geistlichen Lektüre auf einen herausfordernden Satz des Hl Augustinus: „Wer von diesem Brot isst, ohne es anzubeten, der sündigt“ (»… nemo autem illam carnem manducat, nisi prius adoraverit; … peccemus non adorando – Niemand isst dieses Fleisch, ohne es vorher anzubeten; … wir würden sündigen, wenn wir es nicht anbeteten« (vgl. Enarr. in Ps 98,9; CCL XXXIX, 1385))
Zur Anbetung verpflichtet!
Starke Worte die uns nicht zur Anbetung einladen, sondern geradezu verpflichten!
Es ist Gott selbst der sich zu Speise gibt. Im Antwortpsalm heißt es: “Er ließ Manna auf sie regnen als Speise, er gab ihnen Korn vom Himmel“. Ja wahrhaftig, Christus ist im „Geheimnis des Glaubens“, in der Eucharistie in Fleisch und Blut, mit Leib und Seele, als Gott und Mensch gegenwärtig. Diese Realität ruft uns zur Anbetung!
Papst Benedikt XVI. schreibt in seiner Ansprache an das Kardinalskollegium am 22. Dezember 2005: „Es berührt mich tief, zu sehen, wie überall in der Kirche die Freude der eucharistischen Anbetung neu erwacht und ihre Früchte zeigt. Zur Zeit der Liturgiereform wurden oft die Messe und die Anbetung außerhalb der Messe als Gegensätze betrachtet: einer damals weit verbreiteten Auffassung zufolge sei uns das eucharistische Brot nicht gegeben worden, um betrachtet, sondern um verzehrt zu werden. In der Gebetserfahrung der Kirche hat sich inzwischen gezeigt, daß es nicht sinnvoll ist, eine solche Unterscheidung vorzunehmen. (…)
In der Tat empfangen wir in der Eucharistie nicht einfach irgend etwas. Die Eucharistie ist die Begegnung und Vereinigung von Personen; die Person jedoch, die uns entgegenkommt und mit uns eins zu werden wünscht, ist der Sohn Gottes. Eine solche Vereinigung kann nur in der Anbetung stattfinden. Die Eucharistie zu empfangen bedeutet, Den anzubeten, den wir empfangen. Genauso und nur so werden wir eins mit ihm…. Und eben in dieser persönlichen Begegnung mit dem Herrn reift dann auch die Sendung im zwischenmenschlichen Bereich heran, die in der Eucharistie enthalten ist und die nicht nur die Barrieren zwischen dem Herrn und uns beseitigen will, sondern auch und vor allem die Barrieren, die uns Menschen voneinander trennen“. Zitat Ende.
Lebt nicht mehr wie die Heiden
In der 2. Lesung ermahnt uns Paulus: „Lebt nicht mehr wie die Heiden in ihrem nichtigen Denken!“ und weiters „Legt den alten Menschen des früheren Lebenswandels ab, der sich in den Begierden des Trugs zugrunde richtet“.
Ja wahrlich, wenn man die Welt mit ihren Verlockungen sieht, die sich selbst zugrunde richtet, bestätigt sich der Aphorismus von Marcus Tullius Cicero (106-43 v. Chr.): „Begierden und Leidenschaften aber sind unersättlich – sie richten nicht nur einzelne Menschen zugrunde, sondern auch ganze Familien, ja sie bringen oft auch den ganzen Staat zu Fall“. Im gleichen Atemzug nennt der Hl Paulus die Medizin gegen diese Begierden: eine Erneuerung durch den Hl. Geist. ER der göttliche Beistand, unser Tröster erneuert unser schwaches Herz! Es ist der Heilige Geist, der uns die Früchte, Gaben und Charismen schenkt!
Der heilige Geist kann alles neu machen
ER der ALLES erneuert, kann jedes Herz berühren und von Laster und Sünde befreien.
Paulus beschreibt mit einem Bild was wir tun sollen: „Zieht den neuen Menschen an, der nach dem Bild Gottes geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit“
Dabei handelt es sich nicht nur um ein „äußeres Kleid“, das man einfach an- und ausziehen kann, sondern diesen „neuen Menschen“ soll jeder Christ mit der Taufe anziehen. Es ist eine Art von „Einkleidung“! Es geht um das “Bekleiden” mit Christus, das heißt mit den seinen Tugenden.
Man soll durch sein Leben, sein Dasein, sein Handeln und Wirken Christus für andere sichtbar und erfahrbar machen.
Dies geht aber nur, wenn wir auch bereit sind die Sünde, das Schwache in und an uns, aufmerksamer wahrzunehmen und abzulegen, kurzum das Böse zu meiden oder bildlich gesprochen den „alten Menschen“, den Tod, den sterblichen Menschen (Adam) „auszuziehen“.
Die Einladung des Hl Paulus ist klar und deutlich: sich im Guten üben, Gott suchen und beständig in seiner Gegenwart leben – kurz: „den neuen unsterblichen Menschen“, (Christus) „anziehen“.
Im Evangelium haben wir gehört, dass die Menschen Jesus suchten und Jesus durchschaut ihre eigentliches Suchen:
„Amen, amen, ich sage euch: Ihr sucht mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen habt, sondern weil ihr von den Broten gegessen habt und satt geworden seid. Müht euch nicht ab für die Speise, die verdirbt, sondern für die Speise, die für das ewige Leben bleibt und die der Menschensohn euch geben wird“
Verhungert unser Herz?
Die Menschen wollen satt werden, und vergessen dabei, dass ihr Herz am Verhungern ist! Jesus hebt diese Suche auf ein geistiges, ewiges Niveau! Müht euch ab für die Speise die für das ewige Leben bleibt! Irdisches Brot kann man ja en jeder Ecke kaufen und in manchen Bäckereien findet man bis zu 150 verschiedenen Brotsorten, aber dieses Brot, dass uns der Herr schenkt ist, das Brot des Himmels! Dieses heilige Brot schenkt uns Unsterblichkeit und verbindet uns zutiefst mit IHM, der sich selber schenkt – Jesus!
Man kann dieses Engelsbrot nicht kaufen oder verdienen, es ist ein Geschenk, indem sich Gott selber hingibt. Im 5. Hymnus, „Adoro te devote“, die der Heilige Thomas von Aquin anlässlich der Einführung des Hochfestes Fronleichnam (Sollemnitas Sanctissimi Corporis et Sanguinis Christi) geschrieben hat, schenkt uns der Aquinate eines der schönsten eucharistischen Hymnen.
Adoro te devote: Vers 2
„Sehen, Tasten, Schmecken täuschen sich in dir,
aber durch das Hören allein kommt der Glaube.
Ich glaube, was immer Gottes Sohn gesagt hat,
nichts ist wahrer als dieses Wort der Wahrheit“!
Dieser Vers kann uns helfen, die unfassbare Dimension des Leibes und Blutes Christi zu verstehen.
Papst Franziskus hat am 14. Juni 2020, am Hochfest Fronleichnam die geistlich, heilende Kraft der Eucharistie hervorgehoben:
„Es ist wesentlich, sich an das Gute zu erinnern, das man empfangen hat“, sagte der Papst, denn ohne Erinnerung „werden wir uns selbst fremd, werden wir zu flüchtigen Existenzen“ wie Blätter im Wind. Erinnerung sei auch nicht bloß Privatsache, „sondern der Weg, der uns mit Gott und den Mitmenschen verbindet“.
Dürstet meine Seele nach dem lebendigen Gott?
Wie schön wäre es, wenn wir aus tiefstem Herzen sagen könnten: “Meine Seele dürstet nach dem lebendigen Gott, nach diesem lebendigen Brot, das vom Himmel kommt!“
Jesus sagt uns am Schluss mit aller Deutlichkeit: „Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben“. Ist das nicht wunderbar!
Zum Abschluss möchte ich den Heilige Ambrosius zu Wort kommen lassen. Er ermahnt uns in seinem Traktat „Sui misteri“:
„Glaubt also nicht nur mit den Augen des Körpers alleine. (…) Das Ewige wird besser mit dem Geist und dem Verstand wahrgenommen als mit den Augen“.
Bitten wir den Herrn, der sich im eucharistischen Brot selbst schenkt, er möge unseren Glauben an seine reale Gegenwart stärken, unsere Hoffnung beleben und unser Herz mit der göttlichen Liebe entflammen.
Eines der Schönsten Zeichen der Liebe ist die Fürsorge. In ihr zeigt sich die wahre, selbstlose, aufopfernde Tat, dem Nächsten zu dienen. Es gibt keine größere Fürsorge, die Gott uns in der Heilige Eucharistie geschenkt hat. ER, der mystische Pelikan schenkt sich selbst im göttlichen Brot!
(radio vatikan – redaktion claudia kaminski)
Unser Sonntag im August mit Pater Walter Gampenrieder LC