Pfarrer Paul Schuler, K-TV – katholisches Fernsehen
LK 16, 19–31 Lesejahr C
Niemandem käme es in den Sinn einen Knecht zu behalten, der sich selber zum Herren und Tyrannen macht. Viele Menschen lassen sich heute vom Geld und von der Macht knechten. Gewiss Reichtum kann verloren gehen. Menschen, die sich grosse Reichtümer angeschafft haben, stehen darum in der Gefahr, dass sie für Gottes Liebe, für Gottes Trost in ihrem Leben kaum mehr Raum finden. Um jeden Preis klammern sie sich an die zweifelhaften Sicherheiten, die sie sich angeschafft haben.
Die Gefahr, in der der Wohlhabende lebt, besteht nicht eigentlich darin, seinen Reichtum zu verlieren, sondern ihn so zu behalten, wie wenn jemand einen Knecht behält, der sich zum Herrn und Tyrannen gemacht hat.
Diese folgenden Worte stammen vom griechischen Kirchenvater Basilius von Cäsarea, der im 4. Jahrhundert lebte.
„Dem Hungrigen gehört das Brot, das du zurückhältst, dem Nackten das Kleidungsstück, das du im Schrank verwahrst, dem Barfüßigen, der Schuh. der bei dir verfault, dem Bedürftigen das Silber, das du vergraben hast. Aber du bist mürrisch und unzugänglich, du gehst jeder Begegnung mit einem Armen aus dem Weg, damit du nicht genötigt wirst, auch nur ein Weniges abzugeben. Du kennst nur die eine Rede: Ich habe nichts und kann nichts geben, denn ich bin arm. Ja. Arm bist du wirklich: arm an Liebe, arm an Gottesglauben, arm an ewiger Hoffnung.“
(vgl. www.aphorismen.de/zitat/64738)
Der Abgrund zwischen Reichen und Armen Ländern wird immer grösser. Nicht nur damals bei Lazarus, sondern auch heute. Wie der reiche Prasser denken auch heute viele Menschen oftmals nur an sich selber und lassen die Kleider in ihren Schränken vermodern und Lebensmittel vergammeln. Zu unserem eigenen grossen Schaden weichen so immer mehr die Dankbarkeit und die Gesinnung erbarmender Liebe gegenüber dem Mitmenschen von uns.
Nur keine Fehler machen, sich nur nicht erwischen lassen, nur den grössten Gewinn erzielen. Dabei hat Jesus Christus uns doch Versöhnung und Barmherzigkeit geschenkt. Jesus Christus hat uns alles geschenkt, was ihm zur Verfügung stand. Seine unermessliche Liebe. Er ist am Kreuz für unsere Sünden eingestanden, und so zu unserem Erlöser geworden.
Gleichzeitig dazu ist unsere Welt verarmt an Kindern, an Zukunft, an Hoffnung, Glauben und Liebe. Wir spüren die Auswirkungen mitten unter uns. Die echten Werte wie TREUE IN DER FAMILIE, GERECHTES HANDELN, ZUVERLÄSSIGKEIT UND MITGEFÜHL werden eingetauscht mit Spass und Vergnügen. Misstrauen, Täuschung und Enttäuschungen machen sich breit. Manche Menschen meinen: „Für Geld kann ich alles haben.“ Gegen ein solches Denken setzt sich wohl jeder Christ besser energisch zur Wehr.
Lazarus wollte gerecht bleiben
Der arme Lazarus hat nicht einmal die Brosamen gestohlen, die vom Tisch des Reichen fielen. Er wollte gerecht bleiben und sich nichts aneignen, was ihm nicht gehörte. Der geduldige arme Lazarus wird jedoch mit dem ewigen Leben reich belohnt.
Der Katechismus unserer Kirche lehrt von den vier Letzten Dingen: Tod, Gericht, Himmel und Hölle. Der gescheiterte und unbarmherzige reiche Prasser wollte Lazarus zu seinem Bruder schicken lassen, damit wenigstens sein Bruder, der noch lebte vor den Qualen bewahrt bleiben möge.
Auch heute wird uns kein Toter gesandt werden, damit er uns vor unserer eigenen Selbstsucht und unserer Hartherzigkeit warne.
Wie damals wird Christus uns zurufen: „Ihr habt Mose und die Propheten, auf die sollen sie hören.“ Ihr habt die Zehn Gebote erhalten: Du sollst nicht Ehebrechen, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht lügen, du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau, du sollst den Sonntag heiligen…“ Im Halten der Gebote Gottes und im echten Bemühen diese Gebote zu befolgen, erkennen wir auch im Alltag handfest, ob jemand überhaupt würdig ist, unser Vertrauen zu verdienen.
Zur Verdeutlichung eine Geschichte von Fjodor Dostojewski:
„Eine russische Legende erzählt: Ein reicher Mann dachte auch im Sterben nur an das, woran er sein Leben lang gedacht hatte: an sein Geld. Mit letzter Kraft löste er den Schlüssel vom Band, das er am Hals trug, winkte der Magd, deutete auf die Truhe neben seinem Lager und befahl, ihm den grossen Beutel Geld in den Sarg zu legen.
Im Himmel sah er dann einen langen Tisch, auf dem die feinsten Speisen standen. „Sag, was kostet das Lachsbrot?“ fragte er. „Eine Kopeke“, wurde ihm geantwortet. „Und die Sardine?“ „Gleich viel.“ — „Und diese Pastete?“ „Alles eine Kopeke.“ Er schmunzelte. Billig, dachte er, herrlich billig! Und er wählte sich eine ganze Platte aus. Aber als er mit einem Goldstück bezahlen wollte, nahm der Verkäufer die Münze nicht. „Alter“, sagte er und schüttelte bedauernd den Kopf, „du hast wenig im Leben gelernt!“ „Was soll das?“ murrte der Alte. „Ist mein Geld nicht gut genug?“ Da hörte er die Antwort: „Wir nehmen hier nur das Geld, das einer verschenkt hat.“ (vgl. Willi Hoffsümmer, 255 Kurzgeschichten, Mainz 1981)
(radio vatikan – redaktion claudia kaminski)