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Live – Heilige Messe in der ao. Form und im Anschluss eucharistische Anbetung aus der Canisiuskirche Saarlouis           Im Anschluss um 20:00 Uhr: Schriftbetrachtung zum Sonntag (P. Hans Buob SAC)
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In der ersten Betrachtung für den Februar macht Pater Norbert Johannes Hofmann deutlich, dass zur Nachfolge Jesu die Abkehr von sich selbst und die Hinkehr zu Gott, dem Inbegriff des Guten, gehört.

Dr. Norbert Johannes Hofmann

Lk 5,1-11 – Lesejahr C 

„Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen“ (Lk 5,5). Dieser Satz des heutigen Evangeliums ist tief in mein Gedächtnis eingegraben. Warum ist das so? Diese Aussage des Simon Petrus ist zu einer kanonartigen Melodie vertont, die ich immer noch und immer wieder singen könnte. Welchen Sitz im Leben hat nun aber dieser Kanon für mich?

 

In unserer Gemeinschaft war vor ewig langer Zeit ein Weihbischof der Diözese Augsburg zu Gast, zu dessen Ehren wir nach dem Mittagessen im Speisesaal als junge Theologiestudenten diesen Gesang zum Besten gegeben hatten. Dieser Weihbischof hatte derart an unserer musikalischen Darbietung Gefallen gefunden, dass er uns zum Bischofsjubiliäum seines Diözesanbischofs Josef Stimpfle nach Augsburg eingeladen hatte. Und so standen wir dann als kleine Studenten irgendwann auf einer Bühne vor einem großen Auditorium mit dem Bischof Stimpfle von Augsburg im Zentrum. Das war für uns eine besondere Ehre.

Jesus macht einen völlig fachfremden Vorschlag

War es aber für Simon Petrus auch eine Ehre, seinem Meister Jesus die Sinnlosigkeit seiner Aufforderung vorzuhalten, man solle am hellichten Tag noch einmal auf den See Gennesaret hinausfahren und zum Fang der Fische die Netze auswerfen? Sicher nicht. Da spricht der erfahrene Fischer, der weiß, dass man in der Nacht oder im Morgengrauen die Fische am besten fängt, aber nicht während des Tages. Jesus macht also einen völlig fachfremden Vorschlag, der auf das Unverständnis des Fachmanns treffen muss. Wie reagiert nun Petrus auf das scheinbar unsinnige Ansinnen Jesu? „Doch wenn DU es sagst, werde ich die Netze auswerfen“ (Lk 5,5) sagt er mit dem Brustton der Überzeugung.

Petrus vertraut Jesus voll und ganz

Entgegen aller Fachkenntnis vertraut er voll und ganz dem Wort Jesu, macht sich an ihm selbst fest, nicht an dem, was er bisher in seinem Leben gelernt und erfahren hatte. Alles andere wird in diesem einzigen Augenblick bedeutungslos, er ist bereit, in seinem Beruf als Fischer alles auf den Kopf zu stellen. Und das nur, weil er dem Wort Jesu mit bereitem Herzen unbedingt folgt. Die Berufungsgeschichten im Neuen Testament haben immer etwas von der Unbedingtheit des Anspruchs Jesu zur Nachfolge, von einem Verlassen der eigenen Position und Person, um sich ganz den neuen Herausforderungen Jesu zu stellen.
Als Jesus im Markusevangelium die ersten Jünger gleich am Anfang seines Wirkens beruft (vgl. Mk 1,16-20) – es geht um Simon und Andreas, dann aber auch um Jakobus und Johannes – fordert Jesus sie ganz lapidar auf. „Kommt her, mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen“ (Mk 1, 17).

Die ersten Jünger folgen Jesus sofort

Die Reaktion der angesprochenen ersten Jünger fällt genauso kurz wie prägnant aus: „Und sogleich ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm nach“ (Mk 1,18). Da gibt es keine Diskussionen unter den Angesprochenen, kein Für und Wider, keine abwartenden Erwägungen. NEIN: dem unbedingten Anspruch Jesu folgt unmittelbar das unhinterfragte und unhinterfragbare Eingehen auf die Einladung Jesu, ihm nachzufolgen. Wer Jesus wirklich unbefangen und mit bereitem Herzen begegnet, sich von ihm faszinieren und mitreißen lässt, der muss nicht hin- und herüberlegen, ob er dem Ruf Jesu folgen soll oder nicht.

„Wie ein Lichtstrahl aus heiterem Himmel trifft den Berufenen das Wort Jesu zur Nachfolge“

Wie ein Lichtstrahl aus heiterem Himmel trifft den Berufenen das Wort Jesu zur Nachfolge, das ihn fesselt und ihm zugleich die Freiheit gibt, das Reich Gottes zu verkünden, das in Jesus schon angebrochen ist, dessen Vollverwirklichung aber noch aussteht. Die Jünger haben Anteil am Auftrag Jesu, der ihm von seinem Vater anvertraut wurde. Im Kern geht es um den Anbruch des Reiches Gottes und dessen Verkündigung. Als Jesus das Evangelium Gottes verkündete, gab er für uns Menschen gleich die Richtung vor: „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ (Mk 1,15).

Mitarbeiter in der Verkündigung des Reiches Gottes

Die Jünger also, die Jesus beruft, werden zu seinen Mitarbeitern in der Verkündigung des Reiches Gottes. Zu diesem Zweck sind sie eingeladen, umzukehren und an die frohe Botschaft Jesu zu glauben. Umkehr meint die Ab-kehr von sich selbst und seinen eigenen bösen Neigungen und die Hin-kehr zu Gott selbst, der der Inbegriff des Guten ist. Und der Glaube an das Evangelium meint ein Sich-fest-machen am Wort Gottes, ein Sich-Verankern in ihm und seinen Verheißungen. Aus ihm heraus und auf ihn hin leben.
Die Berufungsgeschichte des Simon im Lukasevangelium, die wir heute gehört haben, ist für mich eine der schönsten im Neuen Testament, denn sehr bildreich und plastisch stellt sie vor Augen, worum es bei der Berufung durch Jesus geht.

„Der berufene Jünger ist eingeladen, ganz auf das Wort Jesu zu vertrauen“

Der berufene Jünger ist eingeladen, ganz auf das Wort Jesu zu vertrauen, sich ihm letztlich in allem anzuvertrauen, um an seiner Sendung Anteil zu bekommen und mitzuwirken. Diese Berufungsgeschichte ist auch deswegen sehr ansprechend, weil sie mit einem offenkundigen Wunder kombiniert ist. Die Jünger folgen der Aufforderung Jesu „Fahr hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus!“ (Lk 5,4) und erleben im wahrsten Sinn des Wortes ihr „blaues Wunder“. Es heißt: „sie fingen eine große Menge Fische; ihre Netze aber drohten zu reißen“ (Lk 5,6). Die Situation wird sogar noch dramatischer geschildert: „sie gaben ihren Gefährten im anderen Boot ein Zeichen, sie sollten kommen und ihnen helfen. Sie kamen und füllten beide Boote, sodass sie fast versanken“ (Lk 5,7).

Fische im Übermaß…

Im ungekannten Übermaß fangen sie also Fische, mit einer solchen Ausbeute am hellichten Tag hatten sie sicher nicht gerechnet. Für sie war es offenkundig ein Wunder, das zwar nicht die Naturgesetze durchbrach, aber auf jeden Fall mit ihren gängigen Berufserfahrung nicht in Einklang zu bringen war. Was heißt das nun für sie? Es lohnt sich, auf das Wort Jesu zu hören, ihm zu folgen, und es in die Mitte des eigenen Lebens zu stellen. An Jesus selbst und seinen Verheißungen kann man sich festmachen. Er selbst aber steht nicht für sich selbst als einfacher Mensch, in ihm muss Gott am Werk sein, der in der ganzen Bibel als der Heilige bezeugt wird. Vom Heiligen hörten wir heute auch in der ersten Lesung aus dem Alten Testament, die von der Berufungsgeschichte des Propheten Jesaja erzählt. In einer Thronvision, die vom „dreimal Heilig“ der Engel geprägt ist (vgl. Jes 6,3), erfährt sich Jesaja als unzulänglich und der Situation nicht würdig. Dieses dreimalige „Heilig“ finden wir heute in unserer katholischen Messe wieder, im „Sanctus“ kurz vor dem eucharistischen Hochgebet.

„In Anbetracht des Heiligen, empfindet der Mensch sich oft als einer, der danebenliegt, als ein Sünder“

Wie Jesaja sich in Anbetracht des Heiligen als unwürdig und unzulänglich begreift, so reagiert auch Petrus in unserer Berufungsgeschichte, nachdem er sich dessen bewusst wird, dass mit dem wunderbaren Fischfang etwas Außergewöhnliches passiert ist. Er fällt Jesus zu Füßen und sagt: „Geh weg von mir; denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr!“ (Lk 5,8) In Anbetracht des Heiligen, empfindet der Mensch sich oft als einer, der danebenliegt, als ein Sünder, der in der Begegnung mit ihm nur seine eigene Unzulänglichkeit und Bruchstückhaftigkeit bekennen kann. Bis heute erkennt man einen Heiligen daran, dass er sich vor Gott als Sünder fühlt, auch wenn er nach außen hin ein noch so gutes und überzeugendes Leben führt. In der Geschichte der wahrhaft Heiligen gibt es dazu genügend Beispiele.

365 mal in der Bibel: Fürchte dich nicht!

Wie reagiert nun Jesus auf das Bekenntnis des Petrus? Er weist ihn nicht ab oder gibt ihm irgendwie Recht, wenn er ihn auch nicht in seiner Haltung bestätigt. Vielmehr ermutigt er ihn und sagt zu ihm „Fürchte dich nicht!“ (Lk 5,10). Dieser Zuruf tönt 365 Mal durch die Bibel, sei es im Alten oder im Neuen Testament. (so viele Tage hat normalerweise ein Jahr). Zum einen soll durch ihn dem Angesprochenen die Angst genommen werden, weil der göttliche Beistand alles überwinden kann. Zum anderen taucht er auch in Kontexten auf, die von einer Amtsübernahme geprägt sind. Als zum Beispiel Mose im Alten Testament am Ende des Buches Deuteronomium Josua als seinen Nachfolger in sein Amt einsetzt (vgl. Dtn 31,6.8), verwendet er genau diese Formel.

„Es geht Jesus immer um die Verkündigung der angebrochenen Gottesherrschaft“

Dass Petrus also eine neue Aufgabe, ein neues Amt, antreten soll, ist durch diesen Zuruf schon angedeutet. Genauso stehen im Hintergrund bereits die Zusagen des göttlichen Beistandes für das, was auf ihn zukommt. Der Auftrag wird von Jesus konkretisiert: „Von jetzt an wirst du Menschen fangen“. Nicht mehr Fische also, sondern Menschen. Petrus aber soll kein Menschenfänger werden, um diese zu eigenen Zwecken zu missbrauchen. NEIN: Es geht Jesus immer um die Verkündigung der angebrochenen Gottesherrschaft, in die die Jünger als Mitarbeiter eingebunden werden. Diese frohe Botschaft soll verkündet werden, deren göttliche Verheißungen sollen an den Mann gebracht werden.

Evangelisierung ist der Grundauftrag unserer Kirche

Evangelisierung ist der Grundauftrag unserer Kirche bis zum heutigen Tag. Das zu benennen wird Papst Franziskus nicht müde, handelt doch seine erste eigene Enzyklika genau von der Freude der Evangelisierung, das heißt, der Freude, die frohe Botschaft Jesu weiterzuerzählen. Unsere Kirche ist entweder missionarisch, oder sie ist nicht. Ohne Mission, ohne Jesu Sendung und Auftrag, die frohe Botschaft zu verkünden, gibt es keine Kirche. Das ist und bleibt die Mitte und das Zentrum unserer Kirche, nicht irgendwelche faden Strukturdiskussionen, soziale Wohlfühlaktionen oder aufwändige Selbstdarstellungen.

Die Kirche darf nicht um sich selbst kreisen, sondern um Jesus und sein Evangelium. Das kann durchaus als befreiend erlebt werden, denn nicht wir müssen Kirche bauen, gestalten oder umgestalten. Die Kirche ist auf Jesus und das Fundament der Apostel gebaut, sie hat von Anfang an ihren Auftrag und ihre Zielsetzung, wir müssen sie nicht immer neu erfinden. An anderer Stelle im Matthäusevangelium sagt Jesus zu Petrus: „Ich aber sage dir: Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen“ (Mt 16,18)

(radio vatikan – redaktion claudia kaminski)

Unser Sonntag: Im Februar mit P. Norbert Hofmann

Im Februar begleitet uns bei „Unser Sonntag“ wieder P. Norbert Hofmann SDB. Der aus Oberfranken stammende Ordenspriester wirkt in der Kurie als Sekretär der Päpstlichen Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum. Zuletzt hielt er die Betrachtungen im August 2020.

Hofmann wurde 1990 zum Priester geweiht, studierte in Luzern, Zürich und Rom und ist seit 2002 im Vatikan tätig.